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Der Portfolio im Alltag

Neulich...

hatte ich mal wieder Besuch. Nichts das das hier eine besondere Erwähnung wert wäre, sieht man mal davon ab, dass unserer drei Zimmer Wohnung in der Regel nicht viel Platz bietet für Besuch. Aber mein Freund hatte mal wieder eines dieser PC Probleme, die sich nicht am Telefon lösen lassen und die heilende Hand des Meisters verlangte. Jedenfalls schleppten wir den 2,4 GHz Pentium mit Festplattenkapazität, das ein einzelnes Byte schier Selbstmord begehen würde bei so viel Platz, Ram, denn Größe ich früher als Festplatte hatte und noch mehr Multimedia Schnick Schnack. Wir hingen da über den Windows in der Xten Version und gruben uns durch die Tiefen einer Registrierung um einen lästigen Treiber zu entbinden, besser noch zu vernichten, weil er die tolle neue Hardware am arbeiten hinderte. Nichts weltbewegendes, aber eingehend die Grundlage für die Diskussion über Nötiges und weniger Nötiges.

In einer der zahlreichen Pausen entstanden durch den Neustart standen wir im Flur und er zeigte mir seinen „Neuen“, nein nicht PC, sonder Pocket PC. Oh, alles schneller bunter und besser, und was er alles von unterwegs könne und wie gut das alles ist. Bei mir im Flur steht das Telefon und daneben fristet immer noch der Portfolio als Notizzettel ( Mit Zettel 1.1 als Anwendung) und den eingebauten Adressbuch als Telefonregister. Die benötigten Einkäufe werden hier eingetragen und wenn ich einkaufen gehe, nehme ich ihn auch schon mal mit und arbeite mich durch die Liste.

Kein Email, keine bunten Bilderchen und keine farbigen Exceltabellen oder Ebooks mit 400 Seiten, wenn’s reicht. Was das da wäre? Ein Portfolio, Pocket Computer, Palmtop, von 1989.

Bitte was? 13 Jahr alt, der geht noch?

Ja, sicher und ich habe noch einen Keller voll davon, eine Menge Software, mehr als du mit deinem Pocket Ding und alles was man an Hardware braucht. Also stellte ich mich der Herausforderung und wie verglichen einmal – gemessen an der Aufgabenstellung – wie tauglich so ein Pocket PC ist.

Ich will das nicht weiter ausführen, aber der Portfolio hatte letztendlich nur knapp verloren.

Wir stellten beide fest, man braucht vieles von den „Neuen“ Teilen gar nicht. Man schleppt es mit sich herum, Farbe, Platz und Schönheit, aber nutzen tun wir doch immer noch die selben Dinge: Adressen Termine, Taschenrechner, Umrechner, vielleicht eine Einkaufsliste in Tabellenform, ein oder zwei Texte, Rezepte meinet wegen und der Rest ist mehr oder weniger Ballast. Er stellte fest, dass er eigendlich die True Color Bilder seiner Kinder, die er immer mit sich trug (aus SD Karte 156 Stück) erst einmal zeigte und dann nur 10 oder 12 davon. Das Bild mit seinen Kindern und ihm war im Geldbeutel und er hatte es in 7 Sekunden gezogen, dafür brauchte er fast eine Minute um ein Bild auf dem Pocket PC zu zeigen.

Ja er könne, aber er tat es nicht: Email verschicken. Das mit den HTML Mails ging nicht immer so gut und die Dateianhänge waren so und so nicht lesbar und auserdem bekam er soviel Müll in sein Postfach, dass er den so und so Zuhause assortierte – Filter Optionen waren dann doch auf dem heimischen PC besser. Aber er hatte schon eine Mail verschickt mit GPRS und T-Online und das aus einem Kaffee in der Innenstadt – für knapp 2 Euro. Und auch eine bekommen, die sogar wichtig war, für 9 Euro, weil er erst den ganzen Müll holen musste aus seinem Postfach. Aber dann hatte er es nur noch um gelegentlich welche unterwegs zu schreiben, was eigentlich erst einmal vorgekommen ist.

Ja und dann noch MP3. Tolle Sache, nur aus dem Lautsprecher klang das dann doch wie früher das selbst gebastelte MW Radio und den Kopfhörer hatte er nicht immer zu Hand, sein Handy konnte ja auch MP3 aber die Karten waren nicht kompatibel und zu teuer und so und so, dauerte das Übertragen recht lange und bei 11000 Titeln zuhause fiel ihm die Wahl recht schwer.

Er hatte auch Funknetz – konnte Dinge hin und her schicken und … leider war selten einer da, der was von ihm wollte. Dann noch die vielen Wordtexte die er sich ansehen konnte und so bunt, aber letztendlich tat er das auch selten. Sein Ebook für 9,99 beim BOL hatte er einmal angefangen zu lesen und nach 150 Pocketseiten aufgehört. Ihm tat das Knick weh und die Arme von der ungewohnten Lesestellung. Das Buch hatte er ja schon zu hause und gelesen auch.

Zu guter letzt stelle er mit mir fest, dass er nicht mehr brauchte, wie der Portfolio schon konnte, schon immer, schon seit 13 Jahren. Nur eben farblos, etwas langsamer, ohne sich zu verbinden mit Gott und die Welt, aber unheimlich stabil und … verdammt billig.

Wie gesagt, knapp verloren, aber doch gut im Rennen geblieben.

Ihn hat dann die Nostalgie ergriffen und er hat sich einen ausgeliehen. Vor wenigen Tagen hat er mir die 70 Euro gegeben und mich nach einen Netzteil gefragt und ob er seinen alten Nadler anklemmen könnte. Man kann ja mit Zettel 1.1 so schöne Listen drucken und eine Telefonliste hat er sich einfach aus dem Export deinem PocketPc konvertiert. War gar nicht so schwer.

Er hat ihn nicht dabei, denn der PocketPc ist doch schmucker und netter und bunt, aber in seinem Flur habe ich vorkurzem den Portfolio gesehen. Er hat ihn ab und an mit im Wohnzimmer und tippt sich die Fernsehsendungen ein, die er sich ansehen will. Dann kann er einfach mal nachsehen was ihn interessiert und das geht irgendwie schneller im Portfolio und dazu reicht das Display ja auch aus.

Applikationen des Alltages

Ein Pamtop ist ein bleibtes Spielzeug, solange man damit spielt und es ist ein Gerät, wenn man damit arbeitet. Beides zusammen ist recht schön aber unpraktisch. Für das eine brauche ich Leistung und für das Andere Effektivität.

Der Weg den Palmtops beschreiben ist der des Computers schlecht hin: Erobern und Einnehmen von allem was man unterwegs brauchen könnte:

  • Der Terminplaner mit dem Adressenverzeichnis
  • Das Notizbuch
  • Das Buch für unterwegs
  • Der CD Player mit der Musik
  • Das Reisebrettspiel mit Mühle und Dame drauf
  • Das Telefon, wenn möglich
  • Den Fotoapparat
  • Eine Schreibmaschine
  • Email, online, Webseiten … was auch immer

Die Sucht alles unterwegs machen zu können ist ausgebrochen unter den Usern der kleinen Geräte. Aber reduziert man das was man letztendlich mit dem Teil macht, dann bleibt der Geldbeutel und das kleine Notizbuch mit dem Minikalender und dem Bleistift drin. So habe ich einmal angefangen.

Wenn denn so praktisch wäre, so nötig, wie man uns verkaufen will, dann würde doch jeder damit rumrennen und die Dinger würden 3.- Euro im Aldi kosten. Scheinbar braucht man es doch nicht und daher bleibt der Spaß den Fanatikern überlassen. Und ich bin einer der Fanatikern. Ich habe die komplette Liste da oben in einem Gerät und kann noch meinen Fernseher umschalten und die Haustür öffnen. Aber alles in Allem brauche ich nicht mehr als einen Terminplaner, eine Adressbuch und einen Zettel mit Stift.

Ich will ja nicht leugnen, dass es Menschen auf der Erde gibt, die mehr brauchen und haben wollen. Für die ist er der Portfolio nichts – zu gegeben. Aber für alle die Einsteigen ist er ideal.

Der Portfolio hat von Haus aus einen Texteditor, eine recht variable Adressverwaltung, die schon oft zweckentfremdet wurde, eine gute Tabellenkalkulation, einen brauchbaren Taschenrechner und Terminverwaltung. Mit ein zwei Programmen erweitert hat man eine Wochenansicht, verwaltet meinetwegen noch die Handyrechnung, gibt die Benzinkosten ein und macht sich Notizen und wenn es mal wirklich im Wartezimmer nur Schundhefte gibt zu lesen, kann man schnell auch mal vier gewinnt spielen.

Das sind Alltagsapplikationen. Alles andere ist Luxus und der kostet Geld und ist bunt.

Online um jeden Preis?

Seit Jahren schreit man bei dem Portfolio nach dem Emailanschluss. Klar auch wir haben nichts unversucht gelassen, habe auch immer wieder Projekte versucht zu unterstützen, und hatten viele Menschen, die sich das zutrauten – aber nicht verwirklichten.

Wir haben da einen HTML Viewer gehabt, einmal Maus - Emails holen und lesen, und eine Lösung via BTX gab es mal kurzzeitig. Aber alles in Allem ist und bleibt es ein Steckenpferd des Pofos, wo ihn alle Konkurrenten eingeholt haben. Ich habe einen schmucken bunten Palm und mit meinem neuen Handy kann ich in theoretischer ISDN Geschwindigkeit Emails abholen. Was ich nebenbei ab und an auch mache.

Aber Hand aufs Herz: Es ist einfach zu teuer, zu langsam, zu klein und zur Zeit in mein Postfach voll von Spammüll, den ich mindesten die Kopfzeile auch noch herunterladen muss. Das könnte der Pofo auch nicht besser – beileibe nicht. Aber braucht man es? Ich will hier nicht bezweifeln, dass es den einen oder anderen gibt, der fern ab seines PCs eine Email bekommen muss – der bitteschön, soll das mit seinem Handy machen, das das gut hinbekommt und auch in Farbe kann. Ich habe bislang keine Emails bekommen, die es nicht wert waren bis zuhause zu warten.

Webseiten? Ja, toll wäre es schon, den Busfahrplan an der Haltestelle online zu holen, weil irgend ein Halbstarker den Aushang in der Gegend verteilt hatte. Oder mal hin und da das Kinoprogramm einer Stadt holen. Aber kaum eine Seite im Netz ist so aufgebaut, dann ich Informationen schnell und übersichtlich bekomme, normal surfen kann man auch mit PDAs anderer Generationen vergessen. Ich bitte Sie, wer will heute Frames und 1024×768 auf einem Display betrachten, dass gerade mal ein viertel so groß ist Ich nicht.

Gut SMS wäre toll, schreiben und lesen und Wap könnte eine Investition wert sein, leider hat das Handy hier schon den Markt erobert und macht das auch recht gut. Vielleicht macht sich einer mal dran Seriell den Speicher eines Handys auszulesen und sie im Texteditor des Pofos zu bearbeiten oder vielleicht im Adressbuch. Dann eine schreiben – rüber zum Handy und weg damit. Das wäre schon was …

Handy und Pofo

Überhaupt, Adressen tauschen mit dem Handy, ggf. Termine abgleichen oder SMS könnte alles Anwendungen sein, die man schnell und einfach realisieren könnte. Die Schnittstelle ist bekannt, die Serielle hat der Pofo evtl. und der Rest ist Fleißarbeit. Ach ja ich vergaß: Man will ja Geld damit verdienen, die echten Idealisten sind rar geworden im Alltag des Pofos. Aber es gibt Sie, wie Sie am Heft und den Beiträgen sehen können. Man arbeitet an verschiedenen Stellen mit einem IR Adapter, sogar recht erfolgreich, wie ich höre. Vielleicht bekommt der Pofo doch noch Aufgaben dazu, die man heute in einem modernen Rucksack gut gebrauchen kann.

Fazit?

Ja ist er — ich meine alltagstauglich. In vielen Punkten mehr als vieles andere auf dem Markt. Bei dem leeren Staatskassen und den damit verbunden Hosentaschen einem selbst, spielt der Preis eine Rolle und darin ist der Pofo der beste:

Er ist günstig, kann schnell und einfach wieder belebt werden, ist erweiterbar und ein liebenswertes Bastlerstück — wenn man will — und dazu hat er eine Menge Freunde. Freunde, die Idealisten sind und etwas seltsames tun: Einen Computer benutzen, der über 10 Jahre alt ist und trotzdem noch Leute beeindrucken.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Schröder © 2003-05-22

P.S.: getippt mit einem Portfolio auf meinem Sofa im Wohnzimmer, bei meinem Doktor im Wartezimmer und in einem Kaffee an einem Sonntag im Mai.

info/stories/pofoalltag.txt · Zuletzt geändert: 19/12/2005 00:12 (Externe Bearbeitung)