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Der Portfolio am Linux?
Linux was ist das?
Was ist Linux? Ich hoffe, unsere Leser haben schon mal davon gehört. Für alle anderen will ich noch mal kurz erklären, was das ist.
Linux ist ein Betriebssystem wie MagiC oder N.AES. Linux basiert, wie der Name schon vermuten läßt, auf Unix. Im Unterschied zu Unix-Varianten die man kaufen kann, ist Linux kostenlos. Linux findet man auf den unterschiedlichsten Rechnerplattformen. Macs, IntelPCs, Amigas, Ataris und sogar auf Workstations von IBM. Linux ist ein Kind mit vielen Vätern. Ins Leben gerufen durch einen finnischen Studenten und aufgenommen und weiter entwickelt von vielen vielen Programmierern über das Internet. Und das alles ohne das einer von ihnen Geld dafür bekommt. Dieser Idealismus und der technische Fortschritt, den dieses Betriebssystem gemacht hat und noch immer mit einer unglaublichen Geschwindigkeit macht, ist es sicherlich auch, der Linux heute zu einer echten Alternative macht für alle die Windows und Ähnliches nicht mehr haben wollen. Wer sich Informationen zu diesem Thema beschaffen will oder sich Linux sogar selber beschaffen will, dem sei ein Blick ins Internet wärmstens ans Herz gelegt.
Ja genau … Linux auf dem Portfolio … das wäre mal eine Sache.
Nein. Natürlich kann man auf einem Portfolio nicht einfach Linux einsetzen. Aber was soll dann diese Überschrift? Nun, es geht um Kommunikation. Es gibt inzwischen für fast alle PDAs eine Lösung die einem den Datenabgleich unter Linux ermöglicht. Auch für den Portfolio ? Naja … nicht direkt. Was aber sicher nur daran liegt, daß die Anzahl der Benutzer, die gleichzeitig ihren Portfolio benutzen und auch noch Linux auf dem Desktop-Rechner einsetzen, sehr gering ist. Vielleicht findet sich ja ein C-Programmierer, der dieses Problem auch noch irgendwann lösen möchte … ;o)
Anschluss aber wie?
Also Kommunikation zwischen Linux und Portfolio. Was ich ihnen eigentlich vorstellen möchte ist ein sogenanntes Text-Terminal. Was ist das jetzt schon wieder. Vielleicht hat der eine oder andere schon mal von sogenannten ThinClients oder NetworkClients gehört. Solche Rechner haben normalerweise nur ein Minimum an Hardware. Festplatten oder Disketten sind völlig überflüssig, da ThinClients alles über ein Netzwerk erledigen. Sie bekommen ihr Betriebssystem und den Speicherplatz für lokale Daten von einem Server zur Verfügung gestellt. Ein Vorteil dabei ist, daß solche Clients sehr unanfällig gegen Datenverlust sind. Auch ist die Konfiguration sehr einfach, da ja alles auf dem Server liegt, und der Verwalter eines solchen Netzwerks nicht an jeden Rechner muß. Dazu kommt noch der Kostenfaktor. Je weniger Hardware ein Rechner hat, desto preiswerter ist er auch. Früher, als Rechner noch keine Mäuse hatten und es auch keine schönen bunten Bildchen auf den Oberflächen gab, nannte man solche Systeme Text-Terminals oder einfach nur Terminals. Nur ein Monitor und eine Tastatur. Und alle Programme liefen nur im Textmodus auf 80×25 Zeichen Bildschirmen (möglichst noch grüne Zeichen auf schwarzen Hintergrund). In alten Filmen sieht man so was noch manchmal …
Unser Portfolio hat einen Bildschirm der Zeichen darstellen kann und eine Tastatur. Und er macht auch keinen Krach, weil er keine Festplatte oder einen Netzteillüfter hat. Also ein ideales Terminal. Nun ist unser Portfolio leider nicht wirklich netzwerkfähig. Und ich kann auch nur sehr begrenzt große Programme auf ihm laufen lassen. Und er ist auch nicht der schnellste, wenn es um umfangreiche Rechnungen geht. Daher verwenden wir unseren Portfolio einfach als Fernsteuerung für einen Linuxrechner. Das heißt, wir loggen uns vom Pofo aus ein, und lassen alle Programme auf dem Linuxrechner selber ablaufen. Das einzige was unser Pofo macht, ist die Bildschirmausgabe des Linuxrechner auszugeben und das was wir auf der Tastatur tippen, wieder zurück zu schicken. Ich gebe zu, das ist kein ThinClient, sondern mehr eine verlängerte Tastatur mit Bildschirm. Aber es kommt der Idee schon recht nah…
Man nehme
Alles was wir brauchen ist ein Portfolio mit serieller Schnittstelle, ein Nullmodem-Kabel und einen Rechner auf dem Linux (oder ein anderes Unix) läuft. Dazu noch ein wenig Software die uns nichts kostet. Auf dem Portfolio ein Terminal-Programm. Ich bevorzuge z.B. PTerm (zu finden auf unserer ClubCD) und auf der Linuxseite ein Programm mit dem Namen agetty, daß die serielle Direktverbindung ermöglicht.
Wozu das ganze
Ich will noch kurz ein plausibles Beispiel geben, wofür so etwas nützlich sein kann. Ich habe mir aus einem alten 486er einen Rechner zusammen gebaut, dessen einzige Aufgabe es ist, MP3-Dateien abzuspielen. Ich bin es leid gewesen, nur zum Musik hören immer gleich einen kompletten Rechner hoch und wieder runter fahren zu müssen. Es wäre nun völlig übertrieben, diesem Rechner auch noch einen eigenen Monitor und eine Tastatur zu geben. Da kommt dann unser Portfolio ins Spiel. Er ist leise, spart Strom und ist klein, paßt also noch auf meinen Schreibtisch (oder irgend wo anders hin). Dazu habe ich mir dann noch ein kleines Interface geschrieben, mit dem ich ein echtes MP3 Programm unter Linux fernsteuern kann. Dieses Programm benutzt für seine Bildschirmausgaben nur 40×8 Zeichen. Also nur die Größe, die ich auch auf dem Bildschirm des Pofo komplett sehen kann, ohne zu scrollen.
Und fertig ist ein Musikrechner, den man mit ein paar Verkleidungsarbeiten auch im Wohnzimmer aufbauen kann.
Aber genug geschwafelt. An die Arbeit
Nachdem sie den Portfolio über das Nullmodem-Kabel an den Rechner angeschlossen haben, können sie PTerm starten. Hier sind dann ein paar Parameter einzustellen. Was, wo und wie eingestellt wird, können sie genau wie die Verdrahtung des Nullmodem-Kabels den Abbildungen entnehmen. Der schwierigere Teil ist der Linuxrechner. Nur als kleiner Hinweis. Sie müssen kein Linuxprofi sein. Aber sie sollten sich schon ein ganz klein wenig mit Linux auskennen, um die folgenden Einstellungen vornehmen zu können.
Mit ziemlicher Sicherheit ist das Programm agetty (oder wenn nicht, zumindest getty ) schon auf ihrem Rechner installiert. Falls nicht, müssen sie es sich aus dem Internet besorgen, oder auf ihren Linux-Installations-CDs noch mal nachsehen. agetty macht eigentlich nichts weiter, als am seriellen Port, auf den es eingestellt wurde, zu warten, daß passende Signale kommen. Sollte dies der Fall sein und sich jemand melden, wird dieser nach Benutzername und Passwort gefragt. Stimmt alles, wird ein Login-Prozeß gestartet und der Benutzer ist drin. Sie können diesen Vorgang mit der Einwahl in eine Mailbox vergleichen. Anwahl, Benutzername und Passwort. Und schon ist man drin. Nur das wir hier auf der anderen Seite keinen Zugang zu einem Mailboxprogramm haben, sondern daß uns der ganze Linuxrechner zur Verfügung steht.
Alles angeschlossen … testen wir also ob es geht. Loggen sie sich auf ihrem Rechner als Benutzer root ein. Und starten sie auf der Kommandozeile das Programm agetty mit folgendem Befehl agetty -L 19200 ttyS0 vt100 Der Parameter -L sagt unserem getty-Prozeß, daß es sich im folgenden um eine lokale direkte Verbindung handelt. Danach kommt die eingestellte Übertragungsgeschwindigkeit. Diese muß natürlich identisch sein mit der, die sie im PTerm eingestellt haben. Sinnvoll ist es, mit kleinen Baudraten anzufangen. Sollte alles stabil laufen, kann man immer noch schrittweise diesen Wert erhöhen. Je länger das serielle Kabel ist, um so schlechter kann die Übertragungsgeschwindigkeit sein. Also ausgiebig testen. Der Parameter ttyS0 bedeutet unter Linux, daß wir den ersten seriellen Port meinen, also COM1. Sollten sie das Kabel an COM2 angeschlossen haben, verwenden sie als Parameter ttyS1. Zum Schluß muß noch die so genannte Terminal-Emulation definiert werden. Wir benutzen hier vt100. Wenn alles richtig ist, sollte nach dem Starten von agetty auf dem Portfolio ein normaler Linux-Login-Prompt erscheinen und sie nach Benutzername und Passwort fragen. Das war es schon. Nun haben sie eine Fernsteuerung für ihren Linuxrechner.
Wenn sie jetzt auf ihrem Pofo exit tippen, bewirkt das ein logout und auf dem Linuxrechner und es wird automatisch auch das agetty beendet. Wir müßten also für jede neue Verbindung das Programm neu starten. Das war natürlich wenig sinnvoll, da ich ja weder Monitor noch Tastatur am Rechner haben will.
Um zu bewirken, daß ein Programm schon beim Hochfahren des Linuxrechners gestartet wird und auch automatisch jedes mal wieder neu geladen wird sobald es sich beendet, trägt man es in die inittab des Rechners ein. Diese Datei finden sie im Ordner etc. Tragen sie also in die inittab folgende Zeile ein :
P1:23:respawn:/sbin/agetty -L 19200 ttyS0 vt100
Fertig … Starten sie ihren Linuxrechner noch einmal neu, und sie können Monitor und Tastatur beruhigt abklemmen. Der Rechner wird jetzt immer brav am seriellen Port auf Besuch warten.
Schlusswort
So, das war es eigentlich schon. Was wir wollten, haben wir geschafft. Als Hinweis sei noch erwähnt, daß es agetty bzw. das Linuxsystem nicht mag, wenn der Pofo in den Stromsparmodus geht während noch ein Benutzer eingeloggt ist. Sollte das passieren, schmeißt der Rechner unseren Pofo einfach raus, und man muß sich neu einloggen. Ein Programm wie z.B. stayon auf dem Pofo bewirkt, daß so etwas gar nicht passiert und unser Portfolio immer an bleibt.
Bleibt nur noch die Frage, was man sonst noch alles anstellen kann. Die Möglichkeiten sind sicher vielfältig. Alle Programme, die es unter Linux gibt und die mit dem Textmodus auskommen, kann man auf diese Weise auch vom Pofo aus benutzen. Und das sind nicht wenige. Die Palette reicht von einfachen Verwaltungsprogrammen über Software um CD-Brenner zu steuern, Email-Programmen, FTP bis hin zu Programmen, um im Internet zu surfen.
Man sieht, mit ein wenig Phantasie findet sich immer noch eine Verwendung für einen alten Rechner und einen Portfolio, selbst wenn dieser als PDA nicht mehr benötigt wird. Wer sich für das ganze MP3-Rechner-Projekt interessiert soll mir schreiben, und ich werde bei genügend Resonanz auch eine Bau und vor allem Konfigurationsanleitung dazu schreiben.
Eigentlich fehlt jetzt noch eine Dateiübertragung um mit dieser Methode Programme auf dem Pofo zu überspielen und umgekehrt. Um ehrlich zu sein, ich hab mich noch nicht damit beschäftigt. Sollten sich aber ein paar Leser finden, die daran Interesse haben, bin ich gerne bereit auch das noch mal in Angriff zu nehmen.
07/200 Torsten Häßler