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Das Displaykabel des Portfolios

Grundsätzliches: Den Pofo öffnen

Der PF (Portfolio) hat zwei Platinen. Die erste ist mit dem Display verbunden, die zweite sitzt direkt unter der Tastatur.

Es versteht sich fast von selbst, aber ich sage es trotzdem: Die elektronischen Bausteine im PF sind zum Großteil in C-MOS-Technologie ausgeführt. Deshalb synthetische Kleidung und Teppichböden oder andere über-/Hochspanungsquellen meiden, deren Spannung durch Ihre Berührung auf die Platinen gelangen könnten!

displaykabel1.jpg Zum Öffnen des Gehäuses, das mit der Tastatur verbunden ist, sind vier Schrauben zu lösen. (Achtung! Evtl. noch vorhandene Garantieansprüche gehen verloren.) Die beiden größeren davon befinden sich rechts und links unter der Gummileiste. Die beiden anderen sitzen in den Löchern des Portfoliosteckers, an den z.B. die Schnittstellen angesteckt werden. (Gerade diese Schrauben werden gerne übersehen!)

Diesesmal wird Display für die Reparatur geöffnet. Ich will Ihnen nun schnell verraten, wo die Schrauben hierfür sitzen. Dazu müßen Sie (wohl oder übel) die Kunststoffolie, auf der so schön rosa: PORTFOLIO, 16 BIT PERSONAL COMPUTER steht, entfernen. D.h. die Folie sollte mit Kraft, aber trotzdem vorsichtig vom Untergrund gelöst werden. Dabei Knicken und Kratzen in eigenen Interesse vermeiden. Die Folie läßt sich nachher problemlos wieder auflegen.

Wenn Sie die Schrauben gelöst und auch die Batterien entfernt haben, 1äßt sich nun die Unterseite des PF mit etwas Kraft leicht abnehmen. Der Blick fällt jetzt auf die Platine, den Steckkartenschacht und den Expansionbus,

Sie können nun auf die eine Seite der Platine sehen.

Die Platine hat allerdings auch noch eine zweite Seite. Um sich die genauer ansehen und bearbeiten zu können, müssen zuerst die vier Befestigungsschräubchen der oberen Seite gelöst werden. Zusätzlich die Schraube der kleinen Platine mit der Netzteilbuchse und dem weißen Flachbandkabel entfernen. Beim Bearbeiten des PF sollte sehr vorsichtig mit diesem Flachbandkabel umgegangen werden, da die Drähtchen leicht abknicken und schwer wieder zu befestigen sind. Außerdem muß vorher das Flachbandkabel, das durch die Batterierinne nach außen zur Displayplatine führt, aus dem Schnappverschluß gelöst werden.

Dazu vorsichtig Bügel des Schnappverschlußes in Richtung Flachbandkabel schieben und nur leicht anheben. Keinesfalls mit Druck oder Kraft arbeiten1). Flachbandkabel herausnehmen, dann Schrauben lösen.

Die Platine kann jetzt umgeklappt werden und gibt Ihnen den Blick auf ihre Unterseite frei. Hier sehen Sie außer den beiden vierseitigen und größten Chip's wieder die drei, die sich auch auf der oberen Platinenseite befinden. Um die Platine ganz abzunehmen, muß noch sehr vorsichtig das Flachbandkabel für die Tastatur aus dem Schnappverschluß genommen werden.

Diejenigen, die nach diesem Anblick den Rechner möglichst schnell wieder zuklappen, kann ich sehr gut verstehen. Die Füßchen der Chip's, insbesondere vom quadratischen DIP und dem Prozessor, sind für ungewohnte Augen doch sehr klein. Aber nicht verzagen, daran wird in diesem Projekt nicht gearbeitet.

Und das Display?

An die Display Platine kommen Sie folgendermaßen heran:

Kunststoffolie auf der so schon in rosa PORTFOLIO, 16 BIT PERSONAL COMPUTER steht,entfernen. D.h. die Folie sollte mit Kraft, aber trotzdem vorsichtig vorn Untergrund gelöst werden. Dabei Knicken und Kratzen in eigenem Interesse vermeiden. Die Folie läßt sich nachher problemlos wieder auflegen. Folie möglichst geschützt weglegen, damit nichts anderes auf der Klebeflächen zu liegen kommt ! Unter der Folie befinden sich zwei Schrauben, die gelöst werden müssen. Anschließend mit etwas Kraft die Ober- und Unterseite des Gehäuses auseinander drücken.

Dieses Mal unterhalten wir uns etwas über das leidige und häufige Problem: Das Displaykabel.
Die wirkliche Schwachstelle des Pofos.

Der Design Fehler

Ich kann es nicht oft genug wiederholen. daß es unbedingt nötig ist. den zweiteiligen Verblendungsbolzen im Scharnierblech zwischen Display und Tastatur zu entfernen2). Oder zumindest im Knickbereich großzügig rundzufeilen, wenn man schon nicht auf den Bolzen verzichten will.

displaykabel3.jpg displaykabel4.jpg

Dieser originale. unveränderte Bolzen knickt beim Schließen des PoFo das Display-Kabel. Das Kabel ist jedoch aus einem Spitzenmaterial: Polyimid. das man zwar 300.000 mal biegen kann, jedoch beim Knicken nach kürzester Zeit den Geist aufgeben muß. Knicken gehört eben nicht zum Einsatzbereich dieses High-Tech-MateriaIs.

Nach ca. 500 bis 1000 Öffnungs- und Schließvorgängen brechen erst eine, kurze Zeit später mehrere der Leiterbahnen. Meistens brechen die äußeren Leiterbahnen zuerst. Bei manchen Portfolios bevorzugt auf der rechten Seite bei manchen zuerst auf der linken Seite des Kabels. Und nun kommt es plötzlich zu Displayausfällen.

Dazu muß man wissen, daß jeweils die drei äußeren Leiterbahnen des 16-poligen Displaykabels die Spannungsversorgung von 4,8 Volt zum Display führen. Es macht also nicht so sehr viel, wenn erst eine und dann auch die zweite Leiterbahnen bricht, aber dann wird es langsam kritisch.

Die Reparatur

Ich habe Verschiedenes ausprobiert, um gebrochene Leiterbahnen wieder zu flicken. Weder das Zusammen-Löten noch Überbrücken gebrochener Leiterbahnen hält auf längere Sicht. Einfach Flachbandkabel nehmen und oben anlöten geht ganz gut, aber unten beim Prozessorboard den Aufnahmestecker zu entfernen und das Flachbandkabel direkt aufs Board zu löten, gefiel mir dann doch nicht allzusehr. Diese Lösung braucht erstens Zeit, zweitens das Fingerspitzengefühl den Stecker auf dem Motherboard sauber zu entfernen, bzw. das Flachbandkabel an die Lötstellen des Steckers sauber anzulöten und drittens hat das ziemlich endgültigen Charakter.

Meine Lösung des Problems benötigt jedoch entweder Flachbandkabel, wie z.B. bei den 2,5„-Festplatten üblich oder ein zweites originales Displaykabel3).

Die Idee

displaykabel2.jpg Es passierte auf der proTOS'95 in Bonn, daß mir eine kleine Schachtel mit Displaykabeln angeboten wurde, von denen klar war, daß die meisten defekt sein würden. In der Hoffnung auf wenigstens 10 heile Kabel unter den Defekten, bezahlte ich dafür 100,- DM. Wieder zuhause angekornmen mußte ich feststellen, daß ich puren Schrott gekauft hatte. Ein Kabel nach dem anderen erwies sich als defekt. Ich hatte für 100,- DM eine Niete gezogen. Ärgerlich!

Doch dann klickte es. Ich hatte die Kabel in einer Mischung aus Nitroverdünnung und Petroleum eingelegt, um den schwarzen Klebstoff zu entfernen, der die Bruchstellen vollkommen verdeckt. Anschließend die schwarze Schutzfolie entfernt und die Kabel gereinigt, um mir die Bruchstellen genau ansehen zu können.

Ich stellte fest, daß bei einigen Kabeln eben nur Bruchstellen auf der linken Seite waren, bei anderen nur auf der rechten Seite. Was lag also näher, die defekten Leiterbahnen auszuschneiden4) und durch 100%tig intakte zu ersetzen?

Als mit das klar wurde und sich in der Praxis auch ganz gut umsetzen lies, mußte ich doch lachen. Die 100,- DM waren auf diese Weise durchaus keine Niete, sondern eine ganz gute Anlage, mit der es mir endlich möglich ist, sehr preisgünstig wiederaufgearbeitete Displaykabel anzubieten.

Also noch mal zum Nachmachen

  • Zweites Displaykabel oder passendes Flachbandkabel5) besorgen.
  • Defektes Kabel6) am Display lassen, jedoch die schwarze Schutzmanschette/Schutzfolie entfernen und das orangene Kabel z.B. mit Nitroverdünnung/Benzin reinigen, damit die Bruchstellen deutlich sichtbar werden. Die können manchmal leider auch irgendwo in der Mitte liegen!
  • Gebrochene Leiterbahnen von unten her — dort, wo das Kabel in den Steckverbinder des Motherboards kommt — ausschneiden. Vorher die weiße Unterlegung lösen. Die sollte nicht mitzerschnitten werden! Ich verwende dazu die Schere meines Schweizer Taschenmessers. Sie ist sehr fein und klein
  • Wenn man bis zu den Lötzungen oben am Display ausgeschnitten hat, kann man vorsichtig von Hand weiterziehen und damit die Lötzunge leicht zum Anheben bringen. Bitte keine Gewalt anwenden.
  • Restliche Verbindung seitlich evtl. mit einer Teppichklinge/ Rasierklinge/ Skalpel1 durchtrennen.
  • Mit einer Lötnadel nun die defekten Leiterbahnen endgültig von den Zungen lösen.
  • Benötigte Anzahl der Leiterbahnen aus dem Flachbandkabel schneiden, bzw. aus einem originalen7) Zweitkabel herausschneiden. Es müssen übrigens nicht exakt die gleichen Leiterbahnen 1/2/3 usw. von links oder rechts sein, wie sie auf den Reparaturkabel gebrochen sind

Es lassen sich ganz gut auch andere Leiterbahnen der jeweiligen rechten oder linken Kabelhälfte verwenden.

Ausgeschnittene Leiterbahnen auf dem Reparaturkabel einsetzen und auf dem braunen Unterlageplättchen am Display vorsichtig mit Sekundenkleber fixieren.

Begutachten, ob auch unten auf dem weißen Plättchen (steckverbinderseitig) alles passend ist und dort ebenfalls mit Sekundenkleber fixieren.

Ausgeschnittene Leiterbahnen von Flachbandkabeln müssen natürlich von unten (steckverbinderseitig) ausgemessen und dem entsprechend ausgeschnitten, oben ab isoliert und angelötet werden.

Am Display die leicht hoch gebogenen Kontaktzungen auf die Lötpads der Reparaturbahnen drücken und mit einer Lötnadel anlöten.

Evtl. Klebereste auf den Pads der Seite zum Steckverbinder mit einem feinen Sandradierer entfernen.

Reparierten Stecker einklemmen, PoFo testweise starten und fertig, es geht tatsächlich!

1)
Ist der Bügel erstmal abgebrochen, ist guter Rat ziemlich teuer
2)
D.h. mit einen Messer vorsichtig auseinanderhebeln und wegschmeißen!
3)
das darf dann ruhig auch ein paar defekte Leiterbahnen enthalten
4)
das geht wunderbar
5)
das für die 2,5“-Notebook-Festplatten
6)
welches ausgewechselt werden soll
7)
gereinigten und begutachteten
hardware/diy/display/displaykabel1.txt · Zuletzt geändert: 19/12/2005 00:12 (Externe Bearbeitung)