Inhaltsverzeichnis
PacketRadio Was ist das?
Einleitung
Dieser Artikel soll beschreiben, was Packet Radio ist, wer es nutzen kann und wie gut sich der Portfolio dazu eignet. Es war mir wichtig, alles möglichst praxis bezogen aufzuschreiben, was zur Folge hat, daß ich einerseitseinige Begriffe und Abkürzungen einführe und erkläre, andererseits aber keine Detailinformationen über das Protokoll oder andere theoretische Hintergründe gebe. Die bei jeder Gerätekonfiguration zu beachtenden Dinge kann ich natürlich auch nicht berücksichtigen.
Was ist Packet Radio?
Packet Radio ist ein serielles Übertragungsverfahren, um Daten von einem Punkt zu einem anderen zutransferieren. Das ist nichts neues, denn schon seit langer Zeit verwendet man den Morsecode für die Übermittlung von Telegrammen oder erledigt Geschäftskorrespondenz mit Hilfe des Fernschreibers, einer speziellen Schreibmaschine. Diese Verfahren sind jedoch heute in Vergessenheit geraten, da man nun für solche Aufgaben fast ausschließlich Modems oder ISDN-Karten benutzt. Auch Computernetzwerke oder Nullmodem-Kabel sind andere Beispiele für moderne Systeme. Gleichgeblieben bei allen ist die Anforderung, Daten digital über ein Kabel auf die Reise zu schicken.
Man kann so etwas aber auch drahtlos machen. Die ersten Sender, die Radiowellen abstrahlten, wurden im Takt von Morsezeichen ein- und ausgeschaltet. Der Empfänger konnte anhand der Ein- und Ausschaltfolge die gesendeten Buchstaben zurückgewinnen. Erst viel später hat man die Technik entwickelt, einen Sender mit Sprache zu modulieren, das heißt seinem Signal die Sprache aufzuprägen. Daraus entstand der Rundfunk und das Fernsehen, egal ob nun über Antenne, Kabel oder Satellit.
Zurück zu den digitalen Verfahren: Funkamateure kamen auf die Idee, ausgediente Fernschreiber so umzubauen, daß sie statt eines Kabels eine Funkverbindung nutzen. Das ist geglückt und so entstand das Funkfernschreibverfahren (RTTY= Radio TeleTYpe). Es wurde und wird von Funkamateuren, Presseagenturen und Wetterdiensten verwendet. In den 70er Jahren, als die Computertechnik immer leistungsfähiger wurde, haben sich amerikanische Funkamateure die Aufgabe gesetzt, das serielle X.25 Protokoll aus dem Computerbereich für den Funkweg anzupassen. Denn RTTY hat mehrere Nachteile: Es ist sehr langsam und im Grunde genommen sind nur Simplex-Verbindungen (eine Richtung) möglich. Möchte man die Übertragungsrichtung ändern, müssen beide Seiten manuell von Senden auf Empfangen bzw. umgekehrtumschalten. Außerdem ist während einer Übertragung die Frequenz für niemand anderes zu benutzen. Das ist nicht sehr günstig, da Frequenzen immer knapp sind.
Packet Radio (oder auch AX.25) hat viele dieser Nachteile beseitigt. Es bietet maximal 1200 BaudGeschwindigkeit, ermöglicht Duplex-Betrieb (zwei Richtungen), hat automatisch eine Fehlerkorrektur (wichtig für Binärübertragungen) und gibt auch anderen Stationen die Möglichkeit, ihre eigenen Übertragungen laufen zulassen. Der Hauptunterschied zu RTTY ist, daß die Daten in kleine Pakete aufgeteilt werden und nicht in einemRutsch gesendet werden. In den entstehenden Pausen kann die Gegenstation mitteilen, ob das letzte Paket richtig empfangen wurde, ihrerseits ein Paket schicken oder ein anderer Nutzer dieser Frequenz sendet etwas. Alle Übertragungen auf einer Frequenz laufen also quasi-parallel ab. Durch die Adressierung wertet nur die angesprochene Station die Informationen auch aus. Alle anderen Empfänger ignorieren sie, nutzen aber zu dieser Zeit die Frequenz nicht. Man kann sagen, daß die Stationen untereinander sehr kollegial miteiander umgehen. Es wird jetzt klar, daß man neben Informationspaketen auch Steuer- und Kontrollpakete benötigt. Diese steuern Verbindungsauf- und -abbau, Fehlerkorrektur und unbestätigte Pakete.
Hard- und Software
Als Hardware ist bei Packet-Radio ein spezieller Computer notwendig, der alle „Spielregeln“ des AX.25 Protokolls kennt und dafür sorgt, daß eine Verbindung nach ihnen abläuft. Er muß mit zwei Seitenkommunizieren. Einerseits mit dem Benutzer und andererseits mit der Gegenstation. Zur Benutzerseite ist eine serielle Schnittstelle eingebaut, um daran ein Terminal (Bildschirm und Tastatur) anzuschließen. Hierüber gibt der Benutzer Befehle ein, die den Computer steuern und natürlich seine gewünschten Daten. Auf dem Bildschirm erscheinen dann die für ihn bestimmten empfangenen Daten. In Richtung Gegenstation müssen die digitalen Daten in analoge Töne umgewandelt werden, damit sie über das Funkgerät gesendet werden können. Im Empfangsfall erfolgt die selbe Umwandlung rückwärts. Das ist eine grobe Beschreibung eines TNC´s(Englisch: Terminal Node Controller). Mit ihm sind Packet-Radio Verbindungen möglich.
In der Praxis wird ein Z80 Mikroprozessor mit dem Betriebssystem TF (The Firmware) im EPROM , 32 kBbatteriegepuffertes RAM, einem Seriell-Controller Z80-SIO, einem Modemteil auf TCM 3105-Basis und einer Digital-Rauschsperre mit dem XR 2011 benutzt. Die Anforderungen an das Terminal sind sehr gering. Es muß ASCII-Zeichen mit möglichst 80 Spalten und 25 Zeilen darstellen können und seriell mindestens 2400 Baudübertragen können. Natürlich kann auch ein PC oder ein anderer „richtiger“ Computer verwendet werden, aber unbedingt nötig ist es nicht. Der Vorteil ist, daß man dann neben reinen Terminal-Programmen auch spezielle Packet-Radio Programme verwenden kann. Diese haben mehr Funktionen und teilweise auch eine grafische Oberfläche mit Mausbedienung. Der Benutzer muß keinen Befehl des TNCNs kennen, denn der Computerübernimmt für ihn die Steuerung, was er auch durch den speziellen Host-Mode des TNCs gezielter als der Benutzer machen kann.
Der Unterschied ist genauso wie bei analogen Telefonmodems: Der Benutzer kann ein Terminalprogramm nehmen, Modembefehle manuell eingeben und dann z.B. in einer Mailbox Texte lesen. Dazu muß er aber zumindest wissen, was bei einem Hayes-kompatiblen Modem ATZ (Reset), ATDT (Wähle mit Tonwahl), +++(Befehlsmodus) und ATH (Beende Verbindung) bedeutet. Sonst bekommt er nur ERROR statt OK zurückgemeldet. Erscheint überhaupt nichts als Rückmeldung oder nur wirre Zeichen, ist die Kommunikation zwischen PC und Modem gestört. Verwendet er eine Kommunikationssoftware, kann er die Telefonnumer in ein Fenster eingeben, auf OK klicken und den Rest erledigt die Software für ihn. Beim TNC lauten diese Befehle anders, C ist Verbindungsaufbau, D Verbindungsende und V ruft Informationen über das TNC ab. Diese mußman nicht kennen, wenn man z.B. GP (Graphic Paket für DOS) oder VP (Visual Packet für Windows) installierthat. Da kann man einfach auf Connect klicken, das Rufzeichen eingeben und mit OK bestätigen.
Das Funkgerät muß über die Mikrofon- und externe Lautsprecherbuchse angekoppelt werden. Das TNC kann sodie Daten in Form von Tönen dem Sender zuführen, empfangene Töne dekodieren und natürlich zwischen Senden und Empfang umschalten. Es können nur Funkgeräte benutzt werden, die Frequenzmodulation mit mindestens 1,5 kHz Hub bei einem Frequenzgang von etwa 3 kHz aussenden können. Außerdem muß das Gerät in der Lage sein, möglichst schnell von Senden auf Empfang umzuschalten.
Es gibt ein speziell für den Portfolio entwickeltes PacketRadio-Interface das die nötige Software auf einem internen EPROM enthält, es ist eine Entwicklung des schweizers Beat Heeb (HB9LCU). Eine nähere Beschreibung sowie eine Anleitung zum Nachbau gibt es unter PPI v3.1.
Funkgeräte
Nun gibt es sehr viele verschiedene Funkgeräte und nicht jeder darf einfach überall senden! Wir müssen absofort zwei Benutzergruppen unterscheiden: Die Amateurfunker, die sich aus persönlicher Neigung für die Funktechnik interessieren und durch eine Prüfung bei der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) bzw. ihren Vorgängerbehörden bewiesen haben, daß sie das nötige Wissen dafür haben. Bei bestandener Prüfung bekommt der Geprüfte ein Rufzeichen zugeteilt, das international einmalig ist und das er bei allen seinen Aussendungen regelmäßig nennen muß, damit er identifiziert werden kann. Es dürfen Geräteselbst gebaut werden, beliebige Antennen verwendet werden und Sender bis zu einer Leistung von bis zu 750Watt bzw. 10 W effektiver Leistung bei Klasse 3 zum Einsatz kommen. Es gibt drei verschiedene Arten von Funkamateuren: 1) KW-Amateure: Sie müssen zusätzlich eine Morseprüfung ablegen und dürfen dafür auf allenBereichen für den Amateurfunk (auch Kurzwelle) senden. 2) UKW-Amateure: Sie brauchen das Morsen nicht zu erlernen, dürfen dafür aber nur alle Amateurfunkbänder oberhalb der Kurzwelle nutzen. 3) Einsteiger-Amateure: Ihnen stehen nur 2 Bereiche mit beschränkter Sendeleistung zur Verfügung.
Packet Radio wird auf allen Bereichen betrieben, auf Kurzwelle (1,6 bis 30 MHz) aber nur mit 300 Baud wegen der stärkeren Störungen. Sehr beliebt ist Packet Radio in den UKW-Bereichen, am meisten auf dem 2m/70cm-Band (144-146 bzw. 430-440 MHz), wo auch höhere Geschwindigkeit wie 9600 oder 19200 Baud zum Einsatzkommen. Konkret bedeutet dies, daß Amateure der Klasse 2 und 3 bei Packet Radio kaum benachteiligt sind,denn am meisten spielt sich auf dem 70cm-Band ab, das alle Funkamateure benutzen dürfen.
Weiterhin ist seit mehreren Jahren Packet-Radio im Bereich des CB-Funks erlaubt. CB-Funk kommt aus den USA und bedeutet Citizens Band oder Bürgerfunk. Jedermann kann daran teilnehmen, ohne eine Prüfung dafürzu machen. Man darf sich mit seinem richtigen Namen oder einem ausgedachten mit anderen Leuten unterhalten.Eine Art Rufzeichen gibt es nicht! Man hat vor kurzer Zeit versucht, freiwillig so etwas für Packet Radio im CB-Funk einzuführen, ist aber gescheitert. Leider hängt die Funkdisziplin auf den Frequenzen sehr von den Gesprächspartnern, des Wohnortes und auch vom eigenen Auftreten ab. Die Kanäle liegen im Bereich um 27MHz, also am oberen Ende der Kurzwelle. Die maximale Sendeleistung ist 4 Watt und beliebige Antennen sind auch erlaubt, nur düfen Geräte nicht selbstgebaut oder verändert sein, sondern müssen eine Zulassung besitzen. Es wird hauptsächlich mit normalen 1200 Baud gearbeitet, vereinzelt sind jedoch auch Speziel-Standards wie 2400, 7200 oder 9600 Baud nach MHE zu finden, wobei diese nicht kompatibel mit denen im Amateurfunk sind.
Eine neue Art des CB-Funks ist der sogenannte LPD-Bereich (Low Power Devices). Die Funkgeräte senden mit 10 mW um 435 MHz, genauso wie drahtlose Kopfhörer, einige Fernsteuerungen oder Garagentoröffner.
Zu den Reichweiten gebe ich einmal ein paar Werte aus der Praxis an, die keine besonderen Ausnahmesituationen, wie sehr hohe Standorte berücksichtigen: Auf der Kurzwelle von wenigen Kilometern bis um die ganze Welt, abhängig von der Jahres- und Tageszeit, gewählter Frequenz und Ausrüstung. Die UKW-Amateurfunkbänder lassen sichere Verbindungen zwischen 5 und 100 km zu. Im CB-Funk aufgrund der vielenNutzer und der absichtlichen und unabsichtlichen Störungen zwischen ein paar hundert Metern und 50 km. Meine eigene Reichweite im CB-Funk, die ich fast jeden Tag habe, liegt um circa 20 km. Im LPD-Bereich lohntes sich kaum, denn durch die geringe Sendeleistung und des Verbots von Hochantennen beträgt die Reichweitenur ein paar Hundert Meter bis 2 km.
Spezielle Packet Radio Stationen
Eine beliebige Station kann als „Auffrischer“ oder auch Relais-Station arbeiten, indem sie alles, was sie empfängt kurz danach wieder aussendet. Dadurch wird die Reichweite erhöht. Man nennt solche Stationen auch Digipeater (Digital Repeater) oder Node, wobei so ein Digipeater auch noch andere Funktionen besitzt.. Außerdem gibt es viele Mailboxen, so wie im Computerbereich, die Texte und Programme von Benutzern für andere speichern. Es gibt ein ganzes Netz von solchen speziellen Packet-Radio Stationen, die alle untereinander in Kontakt stehen. Wenn eine solche Station auf einem exponierten Standort ist, lassen sich beträchtliche Entfernungen überbrücken und auch Nutzer aus tieferliegenden Landstrichen oder kleineren Antennen können davon profitieren.
Problematisch ist dann nur, daß es etwas Unordnung auf diesen Frequenzen geben kann, da man dort oben vielmehr Station hören kann, als jede andere Station für sich alleine hört. So kommt es oft vor, daß mehrereStationen gleichzeitig senden, weil sie sich untereinander nicht hören können. Man setzt deshalb teilweise schondas DAMA-Verfahren ein, das folgendermassen funktioniert: Die Relais-Station gibt jeder Station eine Art Zeichen, wann sie senden soll. So gibt es kaum Konflikte, denn die Reihenfolge ist ja durch die Relais-Stationfestgelegt. Wenn sich eine Station nicht daran hält, weil ihr TNC zum Beispiel DAMA nicht unterstützt, wird die Verbindung automatisch nach einer kurzen Zeit abgebrochen. Man kann aber alte TNCNs auf DAMA aufrüsten.
Zwischen den Netzen im CB- und Amateurfunk gibt es Unterschiede: Während im CB-Funk leider in manchen Regionen noch nichts koordiniert ist (Packet Radio ist ja im CB-Funk noch nicht so lange erlaubt), gibt es im Amateurfunk schon seit längerem ein bestehendes Netz, das weit über die Grenzen Europas hinausgeht. Für größere Reichweiten können hier auch Kurzwelle oder Amateurfunksatelliten zum Tragen kommen. Der Nutzeneines solchen Netzes ist, daß sich weiter entfernte Stationen unterhalten oder Briefe schreiben können.
Zukunft
Viele der Möglichkeiten im Packet Radio Netz erinnern stark an Chatten und Emailen im Internet. Und damit hates auch viel zu tun. Durch die internationalen Amateurfunkgesetze ist es aber untersagt, daß Nicht-Funkamateure Zugang zu den Amateurfunknetzen erhalten. So gibt es keine Amateurfunk-Internet Gateways. Reine Email-Gateways gibt es vereinzelt in den USA, wobei die Zulässigkeit zur Zeit noch heißdiskutiert wird. Ich denke, daß Email auf Dauer so wichtig wird, daß man bald unabhängig von dem verwendeten Netz (Mailboxnetze, Internet, CB-Funk, Amateurfunk, Mobilfunknetze und Pager) Emails hin- und herschicken kann. Aber das ist noch Zukunftsmusik.
Packet Radio und Atari Portfolio
Wenn man Packet Radio mit dem Portfolio betreibt, muß man sich darüber im klaren sein, daß es nicht sehr komfortabel ist. Man muß dem TNC alle Befehle per Hand eingeben und durch die ungünstige Bildschirmdarstellung mit 40 Spalten des Portfolios werden viele Zeilen umgebrochen und sind dadurch schwerlesbar. Aber es reicht, um eine kleine Nachricht abzusetzen oder einen Text zu lesen. Man benötigt mindestens ein Portfolio mit serieller Schnittstelle, ein Terminal-Programm, ein TNC und ein Funkgerät. Meine Testausrüstung bestand aus einem Portfolio in der Standardversion (128kB RAM) mit einer Speicherkarte (32kB) auf der das Programm XTERM gespeichert war, einem PK TNC2 von Pan International und einem 2m/70cm Dualband-Handfunkgerät IC-32E von Icom. Ich bootete den Portfolio, lud das Programm XTERM, initialisierte über das Systemmenü die serielle Schnittstelle auf 9600 Baud, 8 Datenbits, keine Parität und 1Stoppbit. Dann tippte ich <ESC> und <V> und wartete auf die Info-Meldung des TNC´s. Erschien diese, wußte ich, daß alles OK ist und konnte mit Hilfe der anderen Befehle eine Verbindung auf- und später wieder abbauen.Das TNC ließ sich mit den oben beschriebenen Einschränkungen in allen Funktionen genauso benutzen, wie von zu Hause. Ich war sehr zufrieden! Ich habe hier noch eine kleine Beispielverbindung abgedruckt, damit man einmal sehen kann, wie so etwas auf dem Bildschirm aussieht (Die Rufzeichen sind fiktiv!):
BayCom
Ich möchte noch auf einen Spezialfall eingehen: Normalerweise braucht man einen TNC, um Packet-Radio zubenutzen. Hat man einen PC (ab XT) kann auch den Computer selber den TNC emulieren. Als Hardware ist dann nur noch der Modemteil des TNCs nötig, der als BayCom oder PC-COM angeboten wird und an die serielle Schnitstelle angeschlossen wird. Im PC wird dann ein Treiber namens L2 oder TFPCX geladen, der dasTNC emuliert. Solche Lösungen funktionieren mit geeigneten Programmen auch auf dem Commodore C64(DigiCom) und Amiga (AmigaPacket) sowie auf einigen Handheld-Computern (PC-Programme). Auf dem Portfolio wird das wohl nicht funktionieren, da bei diesem Modem die serielle Schnittstelle nicht im eigentlichen Sinne benutzt wird. Der Schnitstellen-Controller im PC wird so programmiert, daß er bei jeder Nullflanke der Eingangleitung des Modems einen Interrupt auslöst. Ich denke, daß die Portfolio-Schnittstelle nicht so kompatibel ist und sich deshalb wohl nicht so programmieren läßt. Außerdem habe ich gehört, daß der Timer-ICanders arbeitet als im Standard-PC. Und dessen Geschwindigkeit ist absolut wichtig bei dieser Softwarelösung. Auch der freie Speicherplatz im RAM und auf der Speicherkarte (zumindest in Grundausstattung) reicht bei weitem nicht für die Programme aus, denn das kleinste, das auch auf einem XT läuft (PC-COM) ist immerhinnoch etwa 250 kB groß. Aber vielleicht wird jemand eine Anpassung vornehmen. Ich selber habe dafür bei weitem nicht die benötigten speziellen Programmierkenntnisse.
Zusatzinfos
Wer noch mehr über das Thema Packet Radio wissen möchte, dem empfehle ich das Buch „Packet Radio imCB-Funk“, das im vth-Verlag erschienen ist. Es eignet sich als Vorab-Lektüre, aber auch als Anleitung und Leitfaden bei den ersten Schritten. Entgegen des Titels ist es auch für Neueinsteiger im Amateurfunk durchausgeeignet. Bei Fragen, Anregungen oder Kritik zu diesem Artikel stehe ich natürlich selber auch zur Verfügung.
Nils Theißen
Erfahrungsbericht
Hallo, mein Name ist Jens-Olaf Schiwy. Ich bin begeisterter Pofo- Benutzer und möchte über meine Erfahrungen mit Packet Radio auf CB-Band allgemein und speziell mit dem Pofo berichten.
Alles begann damit, daß im Herbst 94 ein befreundeter Funkamateur mit einer kleinen Schaltung, die, wie ich später erfuhr, ein Baycom-Modem für 1200 Baud Datenübertragung per Funk darstellte, vorbeikam und sagte, daß ich als „nur CB-Funker“ (eine unterentwickelte Art der Funker) das ab Anfang nächsten Monats auch dürfe.
Das war natürlich angesichts der doch recht hohen Telefongebühren beim Betrieb eines Telefonmodems eine äußerst interessante Angelegenheit. Ich hatte schon häufiger sogenannte Funkmodems in Katalogen für Amateurfunkzubehör gesehen, die aber meistens in edle Gehäuse eingegossen waren und um die 130 DM kosteten. Außerdem waren diese Modems ausnahmslos für PCs geeignet, und auch wurde nur Software für PCs angeboten, was allein schon ausgereicht hat, um mich als stolzen Besitzer eines Amiga-500 abzuschrecken. Jetzt aber konnte ich mir die Schaltung, die im wesentlichen aus zwei ICs, einem Transistor, einem 5-Volt Spannungsregler und etwas Kleinkram (Dioden, Kondensatoren, Widerstände) bestand, genau betrachten. Schnell waren die Teile besorgt. Lediglich ein IC, das leider unbedingt gebraucht wird (es war der Modemchip), war nicht vorrätig, konnte dann aber von unserem Radiofernsehtechniker bestellt werden. Die Platine wurde abgezeichnet, geätzt und bestückt.
Mittlerweile hatte ich auch eine leistungsfähige Amigasoftware (Amicom), die übrigens allen Warnungen in der Anleitung zum Trotz auch auf einem simplen A-500 mit einem MB Ram läuft, bekommen, und die Tests konnten beginnen. Das zweite Modem wurde 100 m weiter bei Sebastian aufgebaut und nach endlosem Herumprobieren (auf der Vorlagenschaltung war nämlich ein Fehler) erschien endlich (wie durch Geisterhand) ein Hallo auf meinem Schirm. Nachdem auch das zweite Modem empfangen konnte, wurde versucht zu connecten, was dann den Vorteil hat, daß auftretende Fehler erkannt und korrigiert werden. Dadurch ist es auch bei schlechten Verbindungen möglich, komplette Programme ohne Fehler zu übertragen. Dabei wird die Datei in kurze Stücke gehackt und in Pakete verpackt (daher Packet Radio), die jeweils in der ersten Zeile den Absender und den Empfänger enthalten (dadurch ist es möglich, mehrere Verbindungen gleichzeitig auf einer Frequenz aufzubauen) und eine ganz bestimmte Länge haben, wodurch der empfangende Recher es merkt, wenn z.B. ein Stück fehlt. Ist dies der Fall, sendet der Empfänger keine Empfangsbestätigung, was den anderen Rechner dazu veranlaßt, das Packet erneut zu senden.
Nachdem alles zufriedenstellend lief, hatten wir den Wunsch, auch mobil Packet zu machen (z.B. im Urlaub).
Laptops waren uns zu teuer und auch zu sperrig. Und wir hatten schon alle möglichen Ideen, als wieder einmal der Amateurfunker sagte, er hätte etwas von einem Minicomputer namens Atari Portfolio gehört, der dazu geeignet sei, Packet zu machen. Mir fiel ein kleiner grauer Kasten ein, den mein Vater mir einige Monate zuvor zum Basteln mitgebracht hatte. Es war nur eine Batterie ausgelaufen, und nach dem Reinigen der Kontakte lief das Gerät wieder. Es war dann aber ziemlich schnell verstaubt, weil ich kein Handbuch und kein Zubehör hatte und so bei mir dachte „ziemlich große aber leider unzuverlässige Datenbank“. Ich wühlte das Gerät wieder heraus und siehe da, es war wirklich einer der besagten Portfolios.
In einer Afu-Mailbox fanden wir dann Stefans Telefonnummer und hatten schon am nächsten Tag eine Liste mit Zubehör und Adressen. Wir baten Herrn Nützel, uns Teile für ein Packetinterface zuzuschicken. Das Interface ist etwa so groß wie eine Schnittstelle und wird direkt an den Pofobus angeschlossen. Es enthält ein Eprom mit der Software und drei weitere ICs. Es wird an das Funkgerät an den Ausgang für externen Lautsprecher, den Mikrofoneingang, Masse und PTT (Umschalten des Funkgerätes von Senden auf Empfang) angeschlossen.
Dann muß man einen Warmstart durchführen und kann die Software (TNC.com) von Laufwerk B starten. Die Software ist einfach zu bedienen und funktioniert sehr gut. Das Rufzeichen wird für Amateurfunker direkt im Eprom gespeichert. CB-Funker müssen sich einen Namen ausdenken, unter dem sie dann erreichbar sein wollen. Diesen kann man dann unter MyCall im Menue eingeben.
Packet bietet neben der Möglichkeit Programme auszutauschen auch die Möglich- keit, die Reichweite der Funkanlage, die bei einer guten Antenne bei etwa 30- 40 km liegt, zu vervielfachen, weil man einen Fremdrechner verwenden kann, um eigene Nachrichten weiterzuleiten. Außerdem gibt es mittlerweile schon Packet- mailboxen mit allen Funktionen.
Das Baycommodem läuft mit einem Amiga, PC, eventuell auch Atari St ohne Probleme. Eventuell würde es sogar mit dem Pofo laufen, wenn jemand ein Terminalprogramm schreiben würde. Die Materialkosten liegen bei etwa 30-40 DM. Das Pofomodem kann übrigens auch zum Speichern von Daten auf Band und zum Übertragen von Daten von einem Rechner zum anderen verwendet werden (mit Kabel), was äußerst praktisch ist, da keine Schnittstelle zum Betrieb benötigt wird. Als Funkgerät verwenden wir überwiegend kleine simple Mobilgeräte, die etwa 100- 150 DM kosten. Es kann zwar mit einigen Geräten zu Problemen kommen, aber oft funktioniert es auch auf Anhieb. Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Überblick über die Möglichkeiten von PR geben und habe einige Leute neugierig gemacht. Die Sache wird nämlich um so interessanter, je mehr Leute mitmachen.
Viel Spaß bei Basteln wünscht euch Jens-Olaf Schiwy